Market Quick Take – 8. April 2025

Saxo Strategy Team
Market Quick Take – 8. April 2025
Markttreiber und Katalysatoren
- Aktien: Extreme Schwankungen; Zollandrohungen; Nasdaq bleibt stabil; europäische Märkte stark unter Druck; Erholung in Asien
- Volatilität: VIX steigt über 60; anhaltende Vorsicht; Futures deuten auf eine partielle Erholung hin
- Digitale Vermögenswerte: BTC zeigt Resilienz; gemischte Entwicklung bei Krypto-Aktien; selektive Erholung bei Altcoins; Markt bleibt vorsichtig
- Währungen: USD schwächer aufgrund verbesserter Risikostimmung, aber USDCNH steht an einem entscheidenden Widerstand
- Fixed Income: Massive Verkäufe von US-Staatsanleihen kehren die Marktdynamik um
- Rohstoffe: Kleiner Aufschwung, angeführt von Rohöl, Kupfer und Silber
- Makro-Events: NFIB-KMU-Umfrage (USA, März), US-Treasury-Auktion (3 Jahre), Zinsentscheid der RBNZ (Neuseeland)
Makrodaten und Schlagzeilen
- Trump drohte heute damit, einen zusätzlichen Importzoll von 50 % auf chinesische Waren zu erheben, falls China nicht von seinen Vergeltungsmaßnahmen gegen US-Produkte Abstand nimmt. Insgesamt sorgen widersprüchliche Aussagen des Präsidenten und seiner Berater für Verwirrung und Volatilität an den Märkten, da Anleger Schwierigkeiten haben, seine Verhandlungskriterien und das Fehlen eines klaren Verfahrens zur Berücksichtigung von Ausnahmen zu verstehen.
- China setzte den täglichen Referenzkurs für den Renminbi auf 7,20 fest – den schwächsten Stand seit 2023. Dies deutet darauf hin, dass Peking in diesem Zyklus erstmals bereit ist, die Währung zu schwächen. Beobachter spekulieren nun, ob China überhaupt abwertet – und wenn ja, wie schnell.
- China hat eine härtere Haltung im Handelskrieg mit den USA signalisiert und als Reaktion auf Donald Trumps „reziproke“ Zölle umfassende Abgaben und Exportkontrollen eingeführt. Die Parteizeitung der Kommunistischen Partei erklärte, dass Peking sich keine Illusionen mehr über ein mögliches Abkommen mache. Präsident Xi Jinping verstärkt unterdessen seine Bemühungen zur Stärkung der Binnenwirtschaft.
- Nach einem Telefongespräch zwischen US-Präsident Trump und Japans Premierminister Ishiba soll Japan bei den Handelsgesprächen mit den USA künftig Priorität erhalten. Dies geschieht nach der Einführung eines neuen Zollsatzes von 24 % auf japanische Importe. US-Finanzminister Scott Bessent wird die Gespräche leiten; auch der Wechselkurs des japanischen Yen soll auf der Agenda stehen.
Wichtige Termine im makroökonomischen Kalender (alle Zeiten in GMT)
- 10:00 – NFIB-KMU-Stimmungsindex (USA, März)
- 14:00 – Ivey PMI (Kanada, März)
- 17:00 – US-Treasury-Auktion (3 Jahre)
- 18:00 – Rede von Fed-Mitglied Daly zum US-Wirtschaftsausblick
- 02:00 – Zinsentscheid der RBNZ (Neuseeland)
Earnings Events
- Mittwoch: Delta Airlines
- Donnerstag: Tesco, Progressive Corporation
- Freitag: JP Morgan, Wells Fargo, Morgan Stanley, Blackrock, Bank of New York Mellon, Fastenal
Aktien
- USA: US-Aktien erlebten am Montag dramatische Kursschwankungen und verzeichneten die dritte Verlustsitzung in Folge – ausgelöst durch die anhaltenden Turbulenzen rund um Zölle. Der S&P 500 fiel um -0,23 % und rutschte in einen Bärenmarkt, während der Dow Jones um -0,91 % nachgab. Der Nasdaq widersetzte sich dem Trend leicht (+0,2 %), gestützt durch eine Erholung im Technologiesektor – Nvidia (+3,5 %), Amazon (+2,5 %), Palantir (+5,2 %). Die Märkte schossen kurzzeitig in die Höhe, nachdem fälschlicherweise von einer 90-tägigen Zollpause berichtet wurde, zogen jedoch schnell wieder zurück, nachdem das Weiße Haus die Meldung dementierte. Trump drohte mit einem zusätzlichen Zoll von 50 % auf China, was die Volatilität weiter verstärkte.
- Europa: Die europäischen Märkte brachen am Montag massiv ein, getrieben durch die sich zuspitzenden Zollstreitigkeiten. Der DAX fiel deutlich um -4,1 %, während der Stoxx 50 und der Stoxx 600 um -5,4 % bzw. -4,5 % zurückgingen. Besonders betroffen waren die Sektoren Versorger, Finanzen und Industrie. Trotz kurzfristiger Entspannung durch falsche Berichte über eine Zollpause verstärkte sich der Verkaufsdruck nach der Veröffentlichung schwacher deutscher Industriedaten. Auch der CAC 40 (-4,8 %) und der FTSE 100 (-4,4 %) verbuchten deutliche Verluste und erreichten Mehrmonatstiefs.
- Großbritannien: Britische Aktien schlossen deutlich tiefer, wobei der FTSE 100 um -4,4 % fiel und damit auf den tiefsten Stand seit März 2024 rutschte. Melrose Industries und RELX führten die Verliererliste an (-7,9 %), während der Goldminenbetreiber Fresnillo (+1,3 %) eine gewisse Widerstandskraft zeigte. Die Märkte im Vereinigten Königreich bleiben anfällig gegenüber den anhaltenden Handelsunsicherheiten und den angedrohten Vergeltungszöllen.
- Asien: Asiatische Aktien erholten sich am Dienstag leicht von den historischen Rückgängen. Der Hang Seng in Hongkong stieg um +2,5 %, während der japanische Nikkei fast +7 % zulegte – gestützt durch Tech-Aktien und einen schwächeren Yen. Der südkoreanische KOSPI legte um +1,4 % zu und durchbrach damit eine Verlustserie, getragen von Samsung Electronics (+2,6 %). Chinesische Aktien stiegen leicht, nachdem staatliche Unternehmen ihre Unterstützung für den Markt im Umfeld der Zollspannungen zugesagt hatten.
Volatilität
Der VIX schnellte am Montag stark nach oben und erreichte intraday ein Hoch von über 60, bevor er sich bei 46,98 (+3,69 %) einpendelte. Extreme Ausschläge wurden durch Fehlinformationen über US-Zölle ausgelöst, was die Nervosität an den Märkten deutlich machte. Trotz Hinweisen auf eine mögliche Erholung in den Futures bleibt die implizite Volatilität nahe historischer Höchststände – ein Zeichen für anhaltende Vorsicht und erhöhte Risikowahrnehmung unter den Anlegern.
Digitale Vermögenswerte
Der Bitcoin legte leicht zu (+0,6 %) auf 79.576 US-Dollar und zeigte sich widerstandsfähig gegenüber der durch Zölle ausgelösten Marktunsicherheit. Auch Ethereum (+2 %) und Solana (+2,6 %) konnten sich erholen, während XRP leicht nachgab (-1,3 %). Krypto-bezogene Aktien zeigten eine gemischte Performance: Coinbase (-2 %), MicroStrategy (-8,7 %) und Marathon Digital (-0,4 %) standen unter Druck, während Cipher Mining um +6,2 % zulegte – ein Zeichen selektiven Anlegervertrauens.
Fixed Income
- US-Staatsanleihen erlebten gestern einen massiven Ausverkauf, wobei die Renditen langlaufender Anleihen so stark stiegen wie zuletzt während der Turbulenzen zu Beginn der Pandemie. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass große Inhaber von Treasuries – wie ausländische Investoren – ihre Bestände verkaufen und Kapital repatriieren. Die Rendite der 30-jährigen US-Benchmark-Anleihe stieg von Tiefständen nahe 4,30 % auf bis zu 4,65 %, während die Rendite der 10-jährigen Anleihe von einem Vortagestief bei 3,85 % auf 4,17 % anstieg.
- Das US-Finanzministerium wird heute 58 Milliarden USD an 3-jährigen Anleihen versteigern und plant morgen eine Auktion von 10-jährigen Treasuries sowie am Donnerstag eine Auktion von 30-jährigen T-Bonds.
- Die Spreads für US-Hochzinsanleihen („Junk Bonds“) gerieten weiter unter Druck. Eine von Bloomberg gemessene Kennzahl für den Abstand zwischen High-Yield-Anleihen und US-Staatsanleihen weitete sich um 22 Basispunkte auf 449 Basispunkte aus. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 erreichte diese Kennzahl einen Höchststand von 583 Basispunkten und während des Pandemietiefs sogar 1.100 Basispunkte.
Rohstoffe
- Die Rohstoffmärkte zeigen eine leichte Erholung, nachdem sich die globalen Märkte nach drei Tagen heftiger Verluste – in denen der Bloomberg Commodity Index um 8,25 % auf ein Tief seit Anfang Januar gefallen war – wieder etwas beruhigt haben. Die größten Verluste hatten Rohöl, Kupfer und Silber erlitten.
- Der WTI-Ölpreis fiel am Montag vorübergehend unter 60 USD und damit in einen Bereich, der als kritisch für das Angebot gilt, konnte sich jedoch vorerst etwas erholen – ein fragiler Rebound vor dem Hintergrund von Rezessionsängsten und einer steigenden OPEC+-Produktion.
- Gold notiert um die Marke von 3.000 USD, nachdem es sich am Montag von einer wichtigen Unterstützung bei etwa 2.950 USD erholt hatte. Gleichzeitig stieg die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen zeitweise um 25 Basispunkte an – ein besorgniserregender Anstieg. Für Gold-Bullen bleiben die Risiken einer Stagflation, Entdollarisierungsbemühungen von Zentralbanken und Investoren sowie die Sorgen um die US-Staatsverschuldung zentrale Treiber.
- Auch Silber und Kupfer verzeichnen eine Erholung, gestützt durch ihre im Vergleich niedrigen Preise nach dem jüngsten Einbruch, die Aussicht auf mögliche chinesische Konjunkturmaßnahmen zur Nachfragestärkung sowie ein weiterhin knappes Angebotsumfeld.
Währungen
- Die gestiegene Risikobereitschaft belastet den US-Dollar gegenüber nahezu allen anderen Währungen, insbesondere gegenüber prozyklischen Währungen wie dem AUD, CAD usw.
- Der USDCNH erreichte ein Hoch von 7,365 – alle Augen richten sich nun auf den seit 2022 dreimal getesteten Bereich um 7,37. Ein Durchbruch könnte darauf hindeuten, dass China bereit ist, eine weitere Abschwächung seiner Währung gegenüber dem US-Dollar zuzulassen.